Ein frostiger Morgen liegt über dem Garten, die Welt ist in ein funkelndes Winterkleid gehüllt. Der Himmel ist klar, eisblau und unendlich weit. Die Nacht hat eine dicke Schicht Raureif über die Beete gelegt – feine Eiskristalle glitzern wie Diamanten auf den Blättern des Winterlauchs, während der Mangold in seinen bunten Farben unter einer silbernen Decke hervorschaut. Der Grünkohl reckt seine krausen Blätter in die kalte Luft, als würde er sich tapfer gegen die frostige Stille behaupten.
Die Raunächte sind vorüber, Weihnachten ist längst Geschichte und mit jedem Sonnenstrahl wächst die Vorfreude auf das neue Gartenjahr. Noch ein paar Tage bis Maria Lichtmess, jenem alten Wendepunkt, der das Ende des Winters einläutet: Die Tage werden spürbar länger, die Sonnenstrahlen gewinnen an Kraft.
Wir ziehen die Gartenhandschuhe fest und schieben eine dünne Eisschicht von der Regentonne – das Wasser darunter ist eiskalt, doch flüssig. Es duftet nach kalter Erde, nach Holz und einem Hauch von Schnee. Trotz der klirrenden Kälte beginnt jetzt der neue Zyklus. Es ist Zeit, die ersten Samen in die Erde zu bringen, den Sommer einzuläuten, während der Winter noch sein letztes Wort spricht
Auch wenn draußen Frost und Kälte herrschen, könnt ihr bereits jetzt mit der Aussaat starten. Eine frühe Anzucht sorgt für kräftige Pflanzen und einen Wachstumsvorsprung. Egal ob ihr Salat auf der Fensterbank oder Tomaten im Gewächshaus vorzieht – der Aufwand und die Kosten sind überschaubar und ihr spart im Frühjahr das Geld für die Pflanzen aus dem Baumarkt. In diesem Artikel erfahrt ihr, welche Gemüsesorten sich für eine frühe Aussaat eignen und wie ihr sie optimal anzieht.
Damit eine Aussaat im Februar ins Freiland gelingt, müssen einige wichtige Voraussetzungen erfüllt sein. Zwar sind die Tage schon etwas länger und die ersten Sonnenstrahlen wärmen den Boden, aber der Winter kann immer noch frostige Überraschungen bereithalten. Hier sind die wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Ansaat:
Der Boden sollte frostfrei und nicht zu nass sein. Ein gefrorener oder durchweichter Boden verhindert die Keimung. Eine Mindest-Bodentemperatur von 5–7 °C ist ideal. Leichte, sandige Böden erwärmen sich schneller als schwere Lehmböden – sie sind für die
frühe Aussaat besser geeignet.
💡 Tipp: Falls der Boden noch zu kalt oder nass ist, kann schwarzes Mulchvlies helfen, ihn schneller zu erwärmen.
Ein milder, sonniger Zeitraum ist ideal. Frühbeetkästen, Gartenvlies oder Folientunnel schützen die jungen Pflanzen und sorgen für ein besseres Mikroklima. Hochbeete sind oft früher bereit für die Aussaat, weil sie sich schneller erwärmen als normale Beete.
Nur kälteunempfindliche und frühkeimende Sorten sind für die Direktsaat im Februar geeignet. Dazu gehören:
Die Saatrillen sollten nur flach sein, da der Boden noch kühl ist und tief liegende Samen langsamer keimen. Eine leichte Abdeckung mit feinem Kompost oder Sand hilft, die Feuchtigkeit zu bewahren und schützt vor Temperaturschwankungen.
Diese Sorten profitieren von einer frühen Aussaat drinnen und können später ins Beet umgesetzt werden:
Die Wahl des Saatguts kann entscheidend für den Erfolg sein. Hier sind die wichtigsten Punkte, auf die du beim Kauf achten solltest:
Qualität und Keimfähigkeit: Hochwertiges Saatgut hat eine hohe Keimrate, sodass möglichst viele Samen erfolgreich aufgehen. Achte auf das Haltbarkeitsdatum auf der Verpackung – altes Saatgut keimt oft schlechter.
Bio-Saatgut vs. konventionelles Saatgut: Bio-Saatgut stammt aus ökologischem Anbau und ist frei von chemischen Behandlungen. Es eignet sich besonders für nachhaltige Gärten. Konventionelles Saatgut kann mit Fungiziden oder anderen Chemikalien behandelt sein, um Keimung und Widerstandsfähigkeit zu erhöhen.
F1-Hybriden oder samenfeste Sorten: F1-Hybriden sind speziell gezüchtete Sorten mit hohen Erträgen und Resistenzen, können aber nicht sortenrein vermehrt werden. Samenfeste Sorten lassen sich aus geernteten Samen nachziehen, was sie ideal für Selbstversorger macht.
Besonderheiten und Anbauzeit: Überprüfe die Aussaat- und Erntezeit sowie Hinweise zur Pflanzentiefe, Keimdauer und Pflege. Manche Sorten brauchen lange zum Wachsen, während andere schnell geerntet werden können.
Verpackung und Herkunft: Regional erzeugtes Saatgut ist oft besser an das lokale Klima angepasst. Zudem sollte die Verpackung luftdicht verschlossen sein, um die Qualität zu erhalten.
💡 Tipp: In unserem Garten setzen wir auf Vielfalt beim Saatgut. Wir nutzen sowohl selbst gewonnenes als auch gekauftes Saatgut und bevorzugen meist samenfeste Sorten. Eine Ausnahme machen wir jedoch bei Gurken: Mit der BIO Einlegegurke Diamant F1 haben wir wirklich sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie ist besonders mehltauresistent und trägt bei uns doppelt so lange Früchte wie andere Sorten. Zwar hat dieses Saatgut seinen Preis, doch die lange Erntezeit und der hohe Ertrag sind es uns wert – da darf ausnahmsweise auch mal eine F1-Züchtung in den Garten.
Neben unseren bewährten Lieblingssorten testen wir jedes Jahr auch neue – sei es von anderen Herstellern oder einfach verschiedene Varianten. So sammeln wir nach und nach wertvolle Erfahrungen darüber, was in unserem Garten am besten gedeiht. Und selbst wenn eine Sorte nicht überzeugt, bleibt der Großteil der Ernte gesichert.
Verwendet spezielle Anzuchterde, die locker und nährstoffarm ist, um ein gesundes Wurzelwachstum zu fördern.
Anzuchterde ist die Grundlage für kräftige Keimlinge und gesunde Jungpflanzen – denn gerade in den ersten Wochen entscheidet sich, ob die Pflänzchen stark und widerstandsfähig heranwachsen. Doch was macht eine gute Anzuchterde eigentlich aus?
Im Gegensatz zu normaler Gartenerde ist Anzuchterde besonders leicht, locker und nährstoffarm. Das erleichtert den zarten Wurzeln das Wachstum und sorgt für eine gute Belüftung. Gleichzeitig ist sie nährstoffarm, damit sich die Wurzeln richtig ausbilden. Zu viele Nährstoffe würden dazu führen, dass die Keimlinge schnell in die Höhe schießen, aber instabil bleiben.
💡 Tipp: Anzuchterde bekommt ihr Mitte Februar zu günstigen Preisen in der Wochenwerbung der Discounter. Für die Aussaat im Januar ist dieser Zeitpunkt leider etwas zu spät. Aber warum nicht vorausplanen? Nutzt die Gelegenheit, um euren Vorrat für das kommende Jahr rechtzeitig aufzustocken. Kauft jetzt die Menge im Angebot, die ihr nächstes Jahr benötigt – so seid ihr bestens vorbereitet, wenn die neue Gartensaison startet!
Einerseits gibt es spezielle Anzuchtschalen, die perfekt auf die Bedürfnisse von Keimlingen abgestimmt sind. Andererseits lassen sich aber auch Alltagsverpackungen aus lebensmittelechtem Kunststoff wunderbar wiederverwenden.
Wer möchte, kann für die Anzucht die kleinen, durchsichtigen Gemüseschalen oder auch gereinigte Joghurtbecher verwenden. Diese haben den Vorteil, dass sie in der Regel schon eine ideale Größe für die Aussaat bieten, lebensmittelecht, leicht zu finden und kostenlos sind. Besonders praktisch sind die Verpackungen von Champignons, Beeren oder Trauben, weil sie oft schon kleine Luftlöcher haben.
Alternativ dazu gibt es im Handel eine große Auswahl an Anzuchtschalen – mit oder ohne Deckel. Sie sind meist stabil und lassen sich über mehrere Jahre hinweg wiederverwenden. Viele Modelle haben bereits integrierte Ablauflöcher, sodass überschüssiges Wasser abfließen kann und keine Staunässe entsteht. Besonders praktisch wird es mit einer passenden Abdeckhaube: So verwandelt sich die Schale in ein kleines Zimmergewächshaus, das die Feuchtigkeit hält und die Keimung optimal unterstützt.
Egal ob gekauft oder recycelt – das Wichtigste ist, dass die Gefäße für eine gute Luftzirkulation und Wasserableitung sorgen. Wenn die Verpackung keine Ablauflöcher hat, könnt ihr mit einem heißen Nagel oder einer Nadel vorsichtig kleine Löcher hineinstechen.
Wer mehrere Gemüsesorten aussät, sollte unbedingt die Saatreihen beschriften. Gerade in der Anfangsphase sehen viele Keimlinge ähnlich aus und ohne Kennzeichnung kann es schnell zu Verwechslungen kommen. Spätestens beim Vereinzeln oder Umsetzen der Pflanzen ist es hilfreich zu wissen, wo welches Gemüse wächst.
Nach der Aussaat ist das Wässern ein entscheidender Schritt, um eine gleichmäßige Keimung des Saatguts zu fördern. Frische Samen benötigen Feuchtigkeit, um den Keimprozess zu starten. Trocknet die Erde aus, bevor die Samen keimen, kann das das Wachstum verzögern oder sogar verhindern.
Bisher haben wir das Wässern immer mit einer herkömmlichen Gießkanne erledigt – eine ziemlich mühsame Angelegenheit. Wir mussten extrem vorsichtig sein, um das Saatgut nicht versehentlich wegzuspülen. Doch sobald die Konzentration nachließ oder – wie in meinem Fall – die Feinmotorik nicht ganz mitspielte, passierte es schnell: Ein zu kräftiger Wasserstrahl wirbelte die Erde auf und die Samen verteilten sich unkontrolliert. Im schlimmsten Fall lagen sie danach verstreut in der Anzuchtschale, anstatt ordentlich in der vorgesehenen Reihe zu keimen.
Eine Ballbrause gehörte für uns bislang in die Kategorie 'Dinge, die die Welt nicht braucht'. Doch dieses Jahr haben wir – trotz unserer Skepsis – eine gekauft. Und tatsächlich, sie bewässert das Saatgut sanft, ohne es aufzuwirbeln. Damit hatten wir unser eigentliches Problem schon mal gelöst!
Allerdings tauchte ein neues auf: Unsere Ballbrause fasst nur 240 ml Wasser (in der Praxis meist weniger). Zum Befüllen muss der Brausekopf abgezogen, der Gummiball zusammengedrückt und in einen Eimer mit Wasser getaucht werden. Dann löst sich der Druck langsam und der Ball saugt sich voll. Nach dem Wiedereinsetzen des Brausekopfs kann es endlich losgehen. So praktisch die sanfte Bewässerung auch ist – das ständige Nachfüllen, um alle Anzuchtschalen zu bewässern, war doch ziemlich zeitraubend.
Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass es auch Ballbrausen mit einem Volumen von 500 ml oder Softsprüher mit 0,45 l gibt. Für unsere Menge wäre das auf jeden Fall die bessere Wahl gewesen.
Damit Jungpflanzen kräftig und gesund wachsen, brauchen sie in den ersten Wochen nach der Aussaat die richtigen Bedingungen. Dazu gehören vor allem ausreichend Licht, die passende Temperatur und eine optimale Luftfeuchtigkeit.
Licht: Junge Pflanzen benötigen viel Licht, um kräftige Stiele und Blätter auszubilden. Besonders in den dunkleren Monaten reicht das natürliche Tageslicht oft nicht aus. Eine Tageslichtlampe oder spezielle Pflanzenlampen mit einem ausgewogenen Lichtspektrum können hier Abhilfe schaffen. Sie sollten möglichst nah an den Pflanzen positioniert werden, ohne diese zu überhitzen. Ein Lichtzyklus von 12-16 Stunden pro Tag ist ideal. Ohne genügend Licht werden die Keimlinge dünn und instabil („vergeilen“).
Temperatur: Die meisten Jungpflanzen fühlen sich bei Temperaturen zwischen 18 und 22°C am wohlsten. Zu niedrige Temperaturen verlangsamen das Wachstum, während zu hohe Temperaturen die Pflanzen schwächen können. Eine konstante Temperatur ist besonders wichtig, um Stress zu vermeiden. Wer auf der Fensterbank vorzieht, sollte darauf achten, dass es dort nachts nicht zu kalt wird.
Luftfeuchtigkeit: Eine gleichmäßige, leicht erhöhte Luftfeuchtigkeit fördert die Keimung und das Wachstum der jungen Pflanzen. Besonders in beheizten Räumen kann die Luft schnell zu trocken werden. Eine Abdeckhaube oder eine transparente Folie über der Anzuchtschale kann helfen, die Feuchtigkeit zu halten. Gleichzeitig ist es wichtig, regelmäßig zu lüften, um Schimmelbildung oder Krankheiten vorzubeugen.
Vor der Aussaat sollte alles bereitgestellt werden: Saatgut, Anzuchtschalen, Anzuchterde, ggf. Gartenhandschuhe, Beschriftungsmaterial für die Reihen sowie eine Gießkanne oder Ballbrause. So kann der gesamte Prozess direkt beginnen, ohne unnötiges Suchen.
Die Anzuchterde wird gleichmäßig in den Anzuchtschalen verteilt. Feine Samen sollten nur leicht mit Erde bedeckt werden, während größere Samen etwas tiefer eingepflanzt werden müssen. Die Erde wird vorsichtig angedrückt, damit die Samen guten Kontakt zur Erde haben, ohne sie zu tief zu setzen. Ein häufiger Fehler ist eine zu tiefe Aussaat. Orientiert euch am besten an der empfohlenen Aussaat-Tiefe auf der Samenpackung und achtet darauf, dass die Erde locker bleibt.
Nach der Aussaat ist es wichtig, die Erde zu bewässern, damit sie gut durchfeuchtet wird. Auch in den Folgewochen sollte die Erde immer feucht bleiben, aber Staunässe muss unbedingt vermieden werden. Ein häufiger Fehler ist Überwässerung. Daher ist es besser, in kleineren, regelmäßigen Mengen zu gießen, um das ideale Feuchtigkeitsniveau zu erhalten.
Gerade im Winter ist es wichtig, eine konstante Wohlfühltemperatur zwischen 18 und 22°C zu gewährleisten. Eine zusätzliche Lichtquelle, wie eine Pflanzlampe, kann helfen, den Lichtbedarf der Pflanzen zu decken. Zu wenig Licht ist ein häufiger Fehler, weshalb sichergestellt werden muss, dass die Pflanzen ausreichend davon bekommen, um gesund zu wachsen.
Sobald bei den jungen Pflanzen in der Anzuchtschale die ersten echten Blätter sichtbar werden, ist es Zeit, sie in größere Töpfe umzupflanzen. Dabei sollte ihr darauf achten werden, dass die Wurzeln genügend Platz haben, um weiter zu wachsen und dass die Pflanzen genug Licht erhalten. Ein häufiger Fehler ist, die Pflanzen zu lange in den Anzuchtschalen zu belassen, was zu Wurzelverkümmerung führen kann. Der ideale Zeitpunkt für das Umtopfen ist, wenn die Pflanzen stabil genug sind, um diesen Schritt zu überstehen, aber noch jung genug, um sich gut in den neuen Töpfen einzuleben.
Eine frühe Anzucht im Januar lohnt sich! Mit den richtigen Sorten, der optimalen Pflege und etwas Geduld könnt ihr euch auf kräftige Jungpflanzen und eine reiche Ernte im Sommer freuen.