Haltbarmachen von Gemüse und Obst im Glas

  • Vorbereitung 20-60 min
  • Zubereitung 30-120 min
  • Portionen je nach Rezept
  • Schwierigkeit Leicht
  • Jahreszeit April - Oktober
  • Beitrag vom 31.10.2024

Die Tage werden kürzer, die Ernte ist reichlich, und es stellt sich die Frage: Wie bewahrt man all die frischen, reifen Früchte und Gemüse des Sommers für den Winter auf?

Einwecken - Einkochen - Einmachen - Einerlei

Eine bewährte Methode, die seit über einem Jahrhundert beliebt ist, ist das Einwecken. Diese Technik wird seit Generationen in deutschen Haushalten genutzt, um Lebensmittel haltbar zu machen und den Geschmack der Ernte für Monate oder sogar Jahre zu konservieren. Der Begriff „einwecken“ stammt von der Firma Weck, die Ende des 19. Jahrhunderts von Johann Carl Weck gegründet wurde. Weck entwickelte spezielle Gläser mit Gummidichtungen und Metallklammern, die das Haltbarmachen durch Erhitzen ermöglichten. Dabei werden Mikroorganismen abgetötet und die Lebensmittel luftdicht verschlossen. Diese Methode wurde so populär, dass „einwecken“ heute synonym für das Einkochen von Lebensmitteln steht, unabhängig davon, ob Weck-Gläser verwendet werden oder nicht.

Vorteile des Einweckens von Obst und Gemüse

Das Einwecken hat zahlreiche Vorteile, die über die reine Haltbarmachung hinausgehen:

  • ✔ Lange haltbar

    Richtig eingemachtes Obst und Gemüse kann mehrere Monate, teilweise sogar Jahre, gelagert werden.

  • ✔ Weniger Müll

    Ihr könnt eure Einmachgläser immer wieder verwenden und so der Umwelt Einwegverpackungen ersparen. Zudem werden traditionell frische, regionale Produkte aus dem eigenen Garten oder direkt vom Bauern genutzt – auch hier ganz ohne zusätzliche Verpackung.

  • ✔ Frei von Konservierungsstoffen

    Im Gegensatz zu industriell verarbeiteten Lebensmitteln sind selbst eingemachte Produkte frei von künstlichen Zusatzstoffen.

  • ✔ 1A Qualität

    Ihr habt volle Kontrolle darüber, was ins Glas kommt – von der Herkunft bis zur Qualität der Zutaten. So könnt ihr sicherstellen, dass nur das Beste in eure Konserven wandert und keine fauligen Stellen oder ungebetene Gäste wie Würmer mit eingekocht werden.

Einwecken in original Weck Gläsern nur noch für Reiche?

Ich bin mit Weck-Gläsern groß geworden. Seit ich denken kann, hat meine Familie ausschließlich original Weck-Gläser verwendet – eine Tradition, die über Generationen hinweg gepflegt wurde. Einige meiner Gläser stammen sogar aus den 50er/60er Jahren und sind immer noch in einwandfreiem Zustand. Umso schockierter war ich, als ich vor ein paar Tagen die aktuellen Preise sah. Ich kann nicht sagen, ob die drastische Preissteigerung durch die aktuellen Umstände wie hohe Energiekosten oder den Konkurs des Unternehmens gerechtfertigt ist. Was ich weiß, ist, dass ein WECK-Zylinderglas mit 1590 ml und Deckel direkt beim Hersteller Weck am 19.09.2021 noch 1,75 € gekostet hat. am 04.09.2024, kostet derselbe Artikel dort 7,33 €. Das entspricht einer Preiserhöhung von 418%!

Trotz der Preissteigerung habe ich mich entschieden, in diesem Artikel das Einkochen und Konservieren der Ernte in Weck-Gläsern zu beschreiben. Der Grund ist einfach: Ich nutze seit jeher nur diese Gläser und kenne das Verfahren in- und auswendig.

Wenn ihr Weck-Gläser kaufen möchtet, lohnt sich ein Preisvergleich – besonders in der „Nebensaison“ im Winter lassen sich oft tolle Schnäppchen finden. Bei größeren Mengen ab zehn Gläsern gibt es zudem häufig attraktive Rabatte. Achtet dabei darauf, ob der Preis Deckel und Gummiringe bereits einschließt oder nicht, da dies einen Unterschied machen kann.

Welche Gläser und Materialien werden benötigt?


Bevor du mit dem Einwecken beginnen kannst, benötigst du die richtigen Utensilien:

  • ✔ Weckgläser, Gummiringe und Metallklammern

    Diese speziellen Gläser gibt es in verschiedenen Größen und Formen, je nach Menge und Art des einzumachenden Lebensmittels. Die Gummiringe sorgen zusammen mit dem Glasdeckel für das Vakuum und die Klammern halten den Deckel während des Erhitzens fest

  • ✔ Einmachtrichter und Schöpflöffel

    Diese helfen, die Gläser sauber zu befüllen. Achtet beim Kauf eines Einmachtrichters unbedingt auf die Öffnungsgröße.

  • ✔ Einmachzange

    Der Einmachglas-Heber erleichtert das Herausnehmen der heißen Gläser aus dem Wasserbad. Die gibt es auch im Set mit einem Einmachtrichter: Set aus Glasheber und Einmachtrichter

  • ✔ Großer Kochtopf oder Einkochautomat:

    Hier werden die Gläser erhitzt, um das Vakuum zu erzeugen. Der Einkochautomat hat gegenüber einem großen Kochtopf ein paar Vorteile. Er hält präzise eine konstante Temperatur, wodurch das Einweckgut gleichmäßig erhitzt. Außerdem funktioniert er automatisch, sodass ihr die Temperatur und Zeit einfach einstellen könnt, ohne den Prozess ständig überwachen zu müssen. Außerdem ist er auf Grund seiner Größe ideal für die Verarbeitung größerer Mengen. Natürlich hat er auch ein paar Nachteile: Er braucht mehr Platz, kostet in der Anschaffung mehr und ist nicht so vielseitig einsetzbar wie ein normaler Kochtopf.

  • ✔ Geschirrtücher oder eine Decke

    Damit werden die Gläser nach dem Kochvorgang abgedeckt, damit sie langsamer abkühlen und sich das Vakuum bilden kann.

  • ✔ Bei Bedarf ein Sieb oder eine flotte Lotte

    Zum Pürieren von Gemüse (z.B. Tomatenpüree) oder Obst (z.B. Apfelmus), könnt ihr ein feines Sieb verwenden. Wenn es schneller gehen soll, empfehle ich eine "Flotte Lotte" bzw. Passiermühle

Tipps zur Vorbereitung der Lebensmittel


Die richtige Vorbereitung des Obstes und Gemüses ist entscheidend für ein gutes Ergebnis. Zunächst sollten die Lebensmittel sorgfältig gereinigt und, wenn nötig, geschält oder geschnitten werden. Beschädigte Stellen oder überreifes Obst und Gemüse sollte man entfernen, da diese das Einmachgut verderben könnten.

  • Obst

    Für Marmeladen, Gelees oder eingemachte Früchte wie Kirschen, Pflaumen oder Äpfel sollte das Obst reif, aber nicht überreif sein
  • Gemüse

    Gemüse wie Gurken, Tomaten oder Bohnen muss frisch und knackig sein. Manche Gemüsesorten, wie etwa Karotten oder Bohnen, sollten vor dem Einwecken blanchiert werden

Das Verfahren des Einweckens


Einweckens ist wirklich einfach, aber es gibt ein paar wichtige Schritte, die ihr beachten solltet, damit eure Lebensmittel sicher und lange haltbar bleiben.

  • 1Vorbereitung der Gläser: Bevor Ihr mit dem Einwecken beginnt, müssen die Gläser, Deckel und Gummis sterilisiert werden. Dazu kocht Ihr sie in einem großen Topf mit Wasser ab oder gebt sie in die Spülmaschine auf dem heißesten Programm. Stellt die sauberen Gläser dann auf ein frisches Handtuch. Die Gummiringe kocht ihr am besten in heißem Essigwasser (ca. 1 EL Essig auf 500 ml Wasser), um alle Keime abzutöten.
  • 2Vorbereitung der Lebensmittel: Wie weiter oben bereits beschrieben müssen Obst und Gemüse gründlich gewaschen und gegebenenfalls geschält und geschnitten werden. Je nach Rezept könnt Ihr die Lebensmittel auch kurz blanchieren.
  • 3Befüllen der Gläser: Die vorbereiteten Lebensmittel werden in die sterilisierten Gläser gefüllt. Achtet darauf, etwa 2 cm Platz bis zum Rand zu lassen, damit sich beim Einkochen keine Luftblasen bilden. Legt den Gummiring auf den Glasrand, setzt den Deckel auf und sichert ihn mit den Metallklammern.
  • 4Einkochen: Beim Einkochen werden die Gläser in einen Topf gestellt und so mit Wasser gefüllt, dass dieses knapp über die Gläser reicht – dabei sollte jedoch ein Rand von 6–10 cm zum Topfrand bleiben. Das Wasser wird dann langsam erhitzt, bis die erforderliche Einkochtemperatur erreicht ist. Abhängig vom Lebensmittel und Rezept bleiben die Gläser 30 bis 120 Minuten im Wasserbad. Da das Wasser im bayrischen Jura sehr kalkhaltig ist, geben wir immer einen Schuss Essig ins Einkochwasser, um Kalkschlieren auf den Gläsern zu vermeiden. Noch einfacher geht es mit einem Einkochautomaten: Hier könnt ihr Zeit und Temperatur direkt einstellen, und der Automat übernimmt den gesamten Prozess zuverlässig und komfortabel.
  • 5Abkühlen und Lagern: Beim Einkochen werden Bakterien, Schimmelsporen und Gärungskeime durch Hitze abgetötet, und es entsteht im Glas ein Überdruck, der heiße Luft und Dampf nach außen entweichen lässt – ähnlich einem Ventil. Nach dem Einkochvorgang lasst ihr die Gläser langsam abkühlen. Wir decken sie dazu mit Geschirrtüchern oder einer Decke ab, damit die Temperatur sanfter absinkt und das Vakuum optimal entstehen kann. Beim Abkühlen zieht sich die heiße Luft im Glas zusammen, wodurch ein sicheres Vakuum entsteht, das den Deckel fest verschließt und die langfristige Haltbarkeit erzeugt. Den korrekten Vakuumverschluss erkennt ihr daran, dass die Lippe des Gummirings nach unten zeigt, wenn die Klammern entfernt werden – ein sicheres Zeichen für einen dichten Verschluss. Die Gläser können dann kühl und dunkel gelagert werden und sind so für lange Zeit haltbar.
  • 6Wenn ihr ein Glas geöffnet habt, solltet ihr es im Kühlschrank aufbewahren. Praktisch sind die zu eurem Glas passenden WECK-Frischhaltedeckel aus lebensmittelgerechtem Kunststoff. Die kann man ganz einfach aufsetzen und abnehmen, und sie schützen eueren Inhalt.

Vor- und Nachteile des Einweckens?


Vorteile

  • ✔  Lange Haltbarkeit: Eingekochte Lebensmittel können über Monate, manchmal sogar Jahre, sicher gelagert werden - und das auch wenn der Strom ausfällt!
  • ✔  Erhalt des Geschmacks: Der Geschmack von Sommerfrüchten und frischem Gemüse bleibt erhalten, sodass Ihr auch im Winter darauf zugreifen könnt.
  • ✔  Unabhängigkeit: Ihr seid nicht auf industriell hergestellte Konserven angewiesen und könnt genau wissen, was in Euren Vorräten steckt.
  • ✔  Nachhaltigkeit: Einwecken ist eine umweltfreundliche Methode, da Ihr wiederverwendbare Gläser nutzt und Lebensmittelverschwendung vermeidet.

Nachteile

  • 👎 Zeitaufwand: Das Einwecken erfordert einiges an Zeit und Mühe, besonders wenn Ihr große Mengen verarbeitet.
  • 👎 Energieverbrauch: Das Einkochen selbst benötigt Energie, insbesondere bei langen Einkochzeiten.
  • 👎 Platzbedarf: Eingekochte Lebensmittel müssen kühl und dunkel gelagert werden, was Platz in Anspruch nimmt.

Fazit

Das Einwecken ist mehr als nur eine Methode zur Haltbarmachung – es ist eine Tradition, die in den letzten Jahren wiederentdeckt wurde. Mit der richtigen Technik könnt Ihr den Geschmack des Sommers bewahren und Eure Vorratskammer mit gesunden, selbstgemachten Lebensmitteln füllen.

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